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10

Nov

Nationalratspräsident will Pony Hü’s Frisur

Vision-Tradition. Digital Natives. Der „huusgmachti Chnöpfli“ liebene Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger. Die fehlende Perücke. Der Ritt in Louis Palmers Elektrobus. Das U-Boot der Familie Piccard. Eine Saftbar, etwas Schokolade und ein Herbstspaziergang für Pony Hü.

Etwa so könnte ich meine Moderation des FocusMEM Kongress 2014 im Verkehrshaus Luzern zusammenfassen. Lustig: Hier, im meist besuchten Museum der Schweiz, war ich zum letzten Mal als ich Prüfungen für mein Studium schreiben musste. Im genau gleichen Raum nahm ich nun aber die 100 Anwesenden auf eine visionäre Reise mit ein, zwei oder drei Prisen Tradition mit.

Denn: Im Arbeitsalltag sind wir doch heute ständig im Stress, müssen liefern, leisten, da und dort noch eine Weiterbildung machen. Was fehlt, ist die Zeit für Visionen und Ideen. Die gute News: Für zwei Tage durften, nein sollten die Kongressbesucher, alles führenden Lehrlingsausbildner aus der Metall-, Elektronik- und Maschinenindustrie, visionär denken. Toll, oder?

Etappe 1 ohne Perücke und huusgmachti Chnöpfli

Bei Kongressen weiss man nie so recht, was einen erwartet. Das Wort klingt für mich ein bisschen trocken. Aber: Hier am FocusMEM Kongress war ein toller Flow da. Spannende Themen, spannende und vor allem spontane Redner mit guter Auftrittspräsenz. Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger eröffnete die erste Etappe mit einem politischen Startschuss und zeigte sich von seiner amüsanten Seite: Nicht nur bewunderte er die Hü’sche Haarpracht und wollte deren Preis wissen, sondern bedauerte auch, dass ihm die Haare dazu fehlen. Hätte ich doch nur eine farbige Perücke mitgenommen! Zu gerne hätte ich dieses Bild gesehen.

In seinem Referat zur Berufsbildung erzählte Lustenberger von seiner Schreinerlehre und schwärmte von den hausgemachten „Chnöpfli“ der Frau seines Lehrmeisters. Anhand seines persönlichen Werdegangs betonte er die Wichtigkeit des dualen Berufsbildungssystems in der Schweiz. Es bestehe die Tendenz, dass heute jeder studieren gehe. Dabei könne genauso über die Berufslehre mit Weiterbildungen Karriere gemacht werden. So könne man sicher stellen, dass die Schweiz in Zukunft genügend Fachkräfte habe. An denen mangelt es nämlich derzeit.

Von den „Trends im Lernen“ und den veränderten Lernverhalten der Digital Natives berichtete Sabine Seufert, die Direktorin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Universtität St. Gallen. Ihr Fazit: Schüler lernen am Besten, wenn sie Spass haben. Das ist der Punkt – und zwar überall im Leben. Ich arbeite auch am Besten, wenn ich Spass habe bei dem, was ich mache. Thematisiert wurden in ihrem Vortrag die neuen Lernformen auf Tablets, Iphones oder am Computer. Sie erfordern viel Selbstdisziplin. Fraglich aber, ob die alle haben.

Etappe 2 mit Stargast Bertrand Piccard

Gestärkt vom Mittagessen ging es dann auf die zweite Etappe. Ein wahrer Optimist Louis Palmer machte den Startschuss. Mit seinem selbst entwickelten Solartaxi hat er schon zwei Mal die Welt umrundet. Und dabei so manche weltweite Grösse auf seiner Solarmission getroffen: Ban Ki-moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen oder auch Oscarpreisträger James Cameron. Palmer ist der festen Überzeugung, dass uns das Erdöl  irgendwann ausgehen wird, darum wollte er damals ein Solartaxi bauen.

Wie, das wusste er nicht. Das Knowhow und die Finanzen fehlten ihm. Durch verschiedenste Zusammenarbeiten hat er es aber geschafft. Er ist ein Beispiel dafür: Wer etwas wirklich will, schafft es auch. Heute hat er bereits das nächste Projekt am Start: Der erste Elektrobus weltweit, mit dem er touristische, nachhaltige Reisen in der Schweiz anbietet.

Die Eröffnung des Mesoscaph, des weltbekannten U-Boots der Familie Piccard, im Verkehrshaus Luzern war das grosse Highlight des ersten Kongresstages. Das U-Boot, der Star an der Landesausstellung 1964 in Lausanne, ist laut Verkehrshaus-Direktor Martin Bütikofer zu einer „rostigen Cervelat“ verkommen. Das Verkehrshaus hat dieses Stück Tradition aber gerettet und 700 000 Franken für die Restauration aufgetrieben. Ausgerechnet am Tag des FocusMEM Kongresses wurde es eröffnet. So etwas liess sich Bértrand Piccard höchstpersönlich natürlich nicht entgehen und schaute vorbei.

Piccard habe ich noch kurz beim Schampuskorken spicken zugesehen und dann ging es mitsamt Dankesschokolade und frischgepressten Säften von Fruit-Mix Richtung Stadt Luzern. So wie früher als Würzenbach-Kind, zu Fuss im schönsten Herbstwetter dem Quai entlang. Luzern, was für eine schöne  Stadt!

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